Hansjörg Meyer-Sonntag

Musiktherapie in Pflege- und Betreuungseinrichtungen
für Menschen mit komplexer Behinderung
und schwerem Schädel-Hirn-Trauma

Meine Arbeit

„Musik ist eine transzendente Sprache.
Die Seele spricht: das Körperliche wird zum Medium geistiger Schönheiten.“
(Carl Ludwig Schleich)

Musikalische Erreichbarkeit kann in der Musiktherapie einen Zugang ohne Worte zu Menschen eröffnen, indem ich auf ihre körperlichen Äußerungen mit einer frei improvisierten Musik vom Klavier aus eingehe.

Ein tragbares E-Piano ermöglicht mir auch die Arbeit direkt am Bett des Patienten. Die Musik bezieht sich voll und ganz auf alles, was mein Gegenüber mit Bewegungen, mit Lauten oder nur mit der Atmung ausdrückt.

All das ist in gewisser Weise musikalisch – Bewegungen beispielsweise haben ein Tempo und einen Rhythmus, die Körperhaltung und der Gesichtsausdruck verraten etwas über die Stimmung, und all das kann spontan mit einer dazu passenden Musik begleitet bzw. gespiegelt werden.

Diese Antwort auf dem Instrument führt wiederum zu Reaktionen des Gegenübers, auf die ebenfalls sofort musikalisch eingegangen werden kann.

Auf diese Weise entsteht ein motorisch-musikalischer Dialog und eine höchst individuelle Musik, die vom Gegenüber nicht nur verstanden wird, sondern vor allem das ausdrückt und hörbar machen kann, was der Betroffene möglicherweise fühlt.

Mehr noch, der behinderte Mensch erlebt, dass er etwas kann – nämlich, dass er mit seinen Äußerungen eine Musik hervorruft, die er steuern kann und die zu seinen Bewegungen und Gefühlen passt.

Für viele Menschen ist das ein nahezu einmaliger Weg, sich auszudrücken und ins „Gespräch" zu kommen. Dies kann zu einer Verringerung des Gefühls von Isolation führen und so zu einem verstärkten Wohlbefinden und mehr Lebensfreude beitragen.

Ich arbeite seit vielen Jahren nach diesem Ansatz und beobachte nahezu täglich die positiven Wirkungen dieser Arbeitsweise.